Erstmals haben Pharmaindustrie und Krankenkassen einen gemeinsamen Medikamenten-Preisvergleich durchgeführt. Resultat: In der Schweiz ergibt sich ein Sparpotenzial von rund 210 Millionen Franken bei den Originalpräparaten und 240 Millionen bei den Generika.
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Die in der Schweiz verkauften Generika sind massiv teurer als im Ausland. Das zeigt der neuste Preisvergleich mit dem Ausland. Auf den Fabrikabgabe-Preisen könnten Millionen eingespart werden - auf Kosten der Pharmaindustrie. Auch die Vertriebsmargen könnten gesenkt werden.
Vertreter der Pharmaindustrie und Krankenkassen wiesen bei der Präsentation des Medikamenten-Preisvergleichs am Montag in Bern auf die "nicht ganz einfache" Zusammenarbeit hin, sprachen aber gleichzeitig auch von einem wichtigen Schritt in die Zukunft. Mit dem gemeinsam von Pharmaindustrie und Krankenkassen durchgeführten Medikamenten-Preisvergleich soll die Diskussion über die Medikamentenpreise versachlicht werden. Es ging dabei um die Validierung des vom Bundesrat im letzten Juli angekündigten Massnahmenpaketes, wonach die Medikamentenpreise ab nächstem Jahr um über 400 Mio. Franken jährlich sinken sollen. Das Massnahmenpaket wird demnach die festgestellten Preisdifferenzen zum grössten Teil eliminieren.
Gemäss dem am Montag in Bern präsentierten Vergleich sind die 200 umsatzstärksten kassenpflichtigen Originalmedikamente in der Schweiz gegenüber dem aktuell gültigen Länderkorb (D, DK, NL, UK, F, AU) zu Fabrikabgabepreisen neun Prozent teurer. Dies entspricht einem Einsparpotenzial (ohne Margen) von rund 210 Mio. Franken.
Doppelt so teuer
Erheblich ist der Unterschied bei den Generika: Basierend auf den 98 umsatzstärksten Wirkstoffen kosten die Generika in der Schweiz zu Fabrikabgabepreisen rund doppelt so viel wie in den sechs westeuropäischen Vergleichsstaaten. Entsprechend hoch ist das Einsparpotenzial: insgesamt rund 240 Mio. Franken.
Die Validierung des bundesrätlichen Massnahmenpakets durch die Kassen und die Pharmabranche zeigt, dass das Preisniveau der Originalmedikamente in der Schweiz per 1. Januar 2011 auf den Durchschnitt des Sechs-Länderkorbs sinken wird.
Schmerzhafte Umsatzeinbussen
Für die Industrie bedeutet dies laut Interpharma-Generalsekretär Thomas Cueni "schmerzhafte Umsatzeinbussen". Diese könnten von den Filialen in der Schweiz nicht ohne Auswirkungen auf die Arbeitsplätze geschluckt werden.
Zu einem "pragmatischen Kompromiss" bereit ist die Industrie bei den Generika. Zusammen mit den Versicherern will sie sich beim Bund dafür einsetzen, das Einsparpotenzial auch bei den Generika besser auszuschöpfen.
Das Preisniveau soll sinken, ohne die Qualität des Marktes einzuschränken. Vorgeschlagen werden nach Umsatz differenzierte Preisabstandsregeln, die häufigere Preisüberprüfung in den Jahren nach Patentablauf und die Einführung eines höheren Selbstbehalts.
Relevant sind Publikumspreise
Für Patienten und Prämienzahlende relevant seien letztlich die Publikumspreise, hielt santésuisse-Direktor Stefan Kaufmann fest. santésuisse erarbeite eine Studie zu den Vertriebsmargen und werde sie noch in diesem Jahr veröffentlichen. Erste Resultate zeigten, dass eine Senkung der Margen möglich, ja notwendig sei.
Bisher sind die Margen per Verordnung festgelegt. Besser, so Kaufmann, wären Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern. Damit wären nach Abgabekanal - Apotheken, Ärzte, Spitäler - differenzierte Margen möglich.
Konsumentenschutz will weiter Druck machen
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hat die Massnahmen von Santesuisse und Interpharma am Montag begrüsst. Das könne aber nur ein Anfang sein, teilte die Stiftung mit. Um das von Santesuisse vor rund einem Jahr auf 800 Millionen Franken bezifferte Sparpotenzial auszuschöpfen, müssten auch weitere Sparmöglichkeiten umgesetzt werden. Dazu gehört für die SKS der Vorschlag der ständerätlichen Gesundheitskommission, dass teure Originalpräparate oder Generika nur dann von der Grundversicherung übernommen werden, wenn das einen therapeutischen Grund hat.
Die Stiftung will sich zudem weiter dafür einsetzen, dass die Initiative für die Zulassung von Parallelimporten bei den Medikamenten lanciert wird. Und schliesslich fordert sie Preissenkungen auch bei medizinischen Geräten und Hilfsmitteln.